Die letzten Fälle von Corona in der Fleischverarbeitung haben die Missstände im Arbeitsbereich aufgedeckt. Aber immer wieder werden die Missstände in der Zucht verharmlost. Kaum ein Bereich der deutschen Landwirtschaft hat eine so hohe Spezialisierung erfahren, wie die Schweineerzeugung. Das Motto lautet: “Vom Ferkel zum Mastschwein”. Die Tiere werden in speziellen Zuchtbetrieben herangezogen, um aus den Jungsauen neue Ferkel zu erzeugen und aus den restlichten Ferkeln die Mastschweine bis zur Schlachtreife zu mästen.
Das Ferkel wird zum Mastschwein 🐷
Die Frage, die sich da in mir regt ist ganz deutlich. Wie fühlt sich wohl ein kleines Lebewesen, dass nur zum Zwecke der Schlachtung “erzeugt” wurde? Meine Reise auf den Traumpfaden hat mich zu einem sehr tiefemotionalen Erlebnis geführt, dass ich gerne mit Dir teilen möchte. An dieser Stelle möchte ich davor warnen weiter zu lesen, solltest Du stark emphatisch sein, oder an depressiven Verstimmungen leidest, denn meine erschreckende Geschichte ist nichts für leichte Nerven.
Eine erschreckende Kurzgeschichte 🐷
“Ich, das Ferkel.”
Es umschliesst mich eine sanfte und wohltuende Wärme. Geborgene Dunkelheit erfüllt alles um mich herum. Die Welt scheint ein einziger Punkt der Existenz zu sein. Plötzlich tritt mich etwas in den Rücken. Um mich herum sind meine Geschwister. Ich merke es in dem Moment, als ich ihrer Anwesenheit gewahr werden. Ich fühle mich wohl und geliebt in dieser dunklen kleinen warmen Welt. Da höre ich plötzlich:
Es ist soweit, die 3 Monate, 3 Wochen und 3 Tage sind um, die Ferkel müssen raus!
Enge – Druck – noch mehr Enge – Plopp
Plötzlich ist überall Licht. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. Neben mir liegt ein rosa schrumpliges Etwas. Plötzlich quiekt es… Brüderchen, Du bist das… Da werde ich hoch gehoben und es ist nicht Mama. Nein, es ist etwas anderes und es fühlt sich gefährlich an. Da kreischt etwas in meinen Ohren. Jetzt wird mir das Maul aufgerissen und meine Zähne fangen plötzlich an zu schmerzen. Ich versuche mich zu wehren, aber der Griff ist so fest, dass ich fast keine Luft mehr bekomme. Der Druck in meinem Maul hört auf und ich spüre mit meiner Zunge, dass meine Eckzähne abgeschliffen wurden. Sie sind einfach nicht mehr da. Es schmerzt und ich weiß nicht, was passiert ist. Mir laufen vor Schmerzen die Tränen aus den Augen und der Speichel aus dem Mund, da werde ich aprupt umgedreht und mein Schwänzen brennt auf, als würde es in Flammen stehen. Ich kann vor Schmerzen nicht aufhören zu schreien, aber niemand hört mich wohl. Als ich unter mich blicke, sehe ich meinen abgeschnittenen Schwanz auf dem Boden.
Mir wird schwarz vor Augen.
Wo ist meine Mama?
Als ich aufwache liege ich bei meiner Mama mit meinen Geschwistern. Alle sehen ziemlich mitgenommen aus und weinen vor Schmerzen. Ich krieche zu meiner Mama, die auf der Seite liegt. Sie kann sich gar nicht bewegen und grunzt nur, dass ich schnell trinken solle, sonst würde der Bauern sauer werden. Ich weiß zwar nicht, was ein Bauer ist, aber ich möchte nicht, dass er sauer wird. Nicht, dass ich noch mehr Schmerz erleiden muss.
Zwei Tage und zwei Nächte sind vergangen. Jetzt weiß ich auch, dass es Hell und Dunkel wird. Mir wird bewusst, dass ich in einem Kasten liege, der Boden ist hart aber immer warm. Wenn ich mal auf Toilette gehen muss, gibt es keine Ecke oder Platz dafür. Ich muss aus Not heraus einfach unter mich meine Notdurft verrichten. Während ich noch vor Scham mein kleines Geschäft verrichte, kommt etwas auf mich zu. Es ist schlaksig und groß und macht mir gleich Angst. Da kommt wieder dieser Griff und hebt mich in die Höhe.
KNACK – Mein Ohr brennt vor Schmerz
Jetzt hängt etwas an meinen Ohr und es tut höllisch weh. Ich quike, weiß aber jetzt schon, dass niemand auf mich hören wird. Langsam verstumme ich, als ich plötzlich auf den Rücken gedreht werde und ein scharfes Messer auf mich zu kommt. Vor Angst werde ich ganz panisch, aber der Griff ist zu stark. Ein heisser stechender Schnitt geht durch meine Weichteile im Unterleib. Jetzt bin ich kein Ferkelchen mehr, jetzt bin ich nur noch ein Mastschwein. Ich bin kein Mann mehr und werde es auch nie mehr werden. Ein teil meiner Schwestern werden weggebracht, meine Brüder und ich werden nach zwei Wochen von Mama getrennt. Ich darf mich nicht mal verabschieden.
Nun liege ich in einem Kasten, so eng, dass ich mich nicht bewegen kann, ausser zum Fressen – und das Fressen kommt so häufig, obwohl ich kaum noch Hunger habe. Ich werde immer dicker und dicker und kann kaum noch atmen. Meine Knöchel schmerzen durch das Gewicht, meine Augen tränen und überall habe ich Ausschlag und offene Wunden vom Liegen.
Warum nur, muss ich so leben? Was ist der Sinn meines Lebens? Warum muss ich so viel Leid ertragen? Habe ich etwas falsch gemacht?
Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. In mir kommt das Gefühl auf, dass ich einfach zu krank bin, um weiter leben zu können. Ausserdem habe ich keine Hoffnung mehr, dass ich jemals etwas anderes sehe, als das Futter und den Boden unter meinen Hufen. Da werde ich plötzlich von dem Bauern aufgeweckt und aus meinen Kasten raus gescheucht. Eine Pforte öffnet sich und ich werde mit meinen Brüdern raus getrieben. Bis dato wusste ich gar nicht, dass es ein Draussen gibt. Über mir ist etwas blaues und unter mir etwas braunes.
Es fühlt sich richtig an. Es fühlt sich echt an. Es ist die echte Welt.
Alle um mich herum drängeln und wir laufen in Richtung eines weiteren großen Kastens. Alle zusammen stehen wir Dicht an Dicht in diesem Kasten und können durch kleine Löcher raus schauen. Der Kasten setzt sich plötzlich in Bewegung. Mein Bruder neben mir schreit aus Entsetzen und fällt plötzlich um. Er ist auf der Stelle Tod, der Stress war zu groß für ihn. Aber mir bleibt nicht mal Zeit zum trauern, denn neben einer unbändigen Angst, habe ich auch eine ganz böse Vorahnung.
Als wir stehenbleiben werden wir aus dem fahrenden Kasten getrieben.
Wir laufen einen Weg entlang. Vor mir höre ich Angst- und Todesschreie. Irgendwie bin ich erleichtert. Endlich weiß ich, dass mein Leiden ein Ende hat. Ich möchte nicht mehr in Schmerz und Angst leben. Lieber sterbe ich. Da steht ein Mann vor mir. Er hält mir etwas an den Kopf und es macht Klack.
SCHWARZE ERLÖSUNG 🐷 DANKE GEVATTER TOD